Redebeitrag von Heinz Reifferscheid anlässlich der Wiedereröffnung

Gerne veröffentlichen wir den Redebeitrag von Heinz Reifferscheid anlässlich der Wiedereröffnung des Sportlerheims, der den Weg zur heutigen Fair Play Arena beschreibt.

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Verehrte Gäste, liebe Sportfreunde

heute ist ein besonderer Tag für den Sport an der Oberen Kyll. Nicht nur die Wiedereröffnung des Sportlerheims, sondern viel mehr der Abschluss unseres Gesamtprojekts „Fair Play Arena“ haben wir zu feiern. Mich hat das Thema viel länger als jeden anderen begleitet, nämlich vier volle Jahrzehnte.

Meilensteine – so möchte ich dazu meinen Rückblick auf eine ganz besondere Geschichte überschreiben.

Turnvater Jahn stand Pate, als 1909, 21 Jahre vor der Eigenständigkeit der Gemeinde Jünkerath, der TV 09 Jünkerath gegründet wurde. Den Städtern aus dem Köln-Düsseldorfer Raum und dem Ruhrgebiet, durch die Jünkerather Eisenindustrie in die Eifel gekommen, vermissten etwas. Sport war zu Kaiser Wilhelms Zeiten in der Eifel eher noch ein Fremd-wort. Auch wenn nach nur fünf Jahren mit Ausbruch des 1. Weltkriegs die erste Etappe des Vereins abrupt endete, der TV 09 blieb später mit seinem vielseitigen Engagement ein Eckpfeiler für den heimischen Sport. Alle anderen Sportvereinsgründungen bei uns lagen erst nach dem 1. Weltkrieg.

Unter dem Druck des nationalsozialistischen Staatssystems ging der erfolgreiche TV 09, man hatte mit Peter Pitzen 1935 sogar einen Deutschen Juniorenmeister im 100m-Lauf in seinen Reihen, ging der Verein 09 Anfang 1939 im neuen „Reichsbahn- Turn- und Sportverein Jünkerath“ auf. Die jeweiligen Bahnhofsvorsteher führten den Verein, bis Ende 1944 alles zum Erliegen kam. Der Reichsbahn-Sportverein war schon nach fünf Jahren Geschichte, aber der TV 09 lebte schon 1946 trotz der großen Lücken, die der Krieg gerissen hatte, wieder auf. Jünkerath wurde bald wieder zur sportlichen Hochburg und benannte sich zum 40-jährigen in VfL 09 um. Der größten Zeit des Jünkerather Fußballs folgte die größte Krise in der Vereinsgeschichte, die am 1.10.1950 mit der Abspaltung der Abteilung Fußball, der sich neu im ESV Jünkerath organisierte. So sehr das damals schmerzte, im Nachhinein betrachtet war es der richtige Weg.

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Bald nach dem Goldjubiläum 1959 begann Anfang der 60er für den VfL 09 der Niedergang des Geräteturnen. Die Ära der Leichtathletik wurde eingeläutet. Begründet von Udo Grady, dessen Nachfolge ich 1962 als 21jähriger antrat. Mit wenig Ahnung, aber umso mehr Enthusiasmus. Mit dem erklärten Ziel: Jünkerath benötigt endlich eine richtige Sportanlage. Lösungen waren aber in weiter Ferne. So erwies es sich als Glücksfall, dass wir von 1965 bis 1980 den neuen Hillesheimer Sportpark mitbenutzen durften. Nur so konnte die VfL-Leichtathletik überleben. Der zweite nicht weniger bedeutende Schritt war, dass der VfL 1972 Mitbegründer der Leichtathletik – Gemeinschaft Vulkaneifel wurde, einer kreisweiten noch heute bestehenden Wettkampfgemeinschaft mit ganz großer Erfolgsgeschichte.

Als nach der auch damals heftig umstrittenen kommunalen Gebiets- reform von 1971 am 1.1.75 die Funktionalreform in Kraft trat, wurde den Verbandsgemeinden der Weg geöffnet, unter anderem zentrale Sport-anlagen in ihre Trägerschaft zu übernehmen. Unter Regie unseres unvergessenen Bürgermeisters Otto Friedrich – respektvoll auch Napoleon von der Oberen Kyll genannt - wurde dieser Weg beschritten.

Die Aufsichtsbehörden intervenierten gegen die geplante Kampfbahn Typ C – nur die viel kleinere Version einer Schulsportanlage sei genehmigungs- und zuschussfähig. Die nachhaltig erfolgreiche Leichtathletik im VfL 09 mit der LG Vulkaneifel im Rücken brachte die Wende. Der Fußballsport spielte da eine eher untergeordnete Rolle. Weil alle Orte als versorgt galten, kam dem Hartplatz die Bedeutung eines Ausweichplatzes zu. Am 30.08.1980 konnte die „Zentralsport-anlage eröffnet werden.

1994, also 14 Jahre später, ging die vorläufig letzte Leichtathletik-Veranstaltung in Jünkerath über die Bühne. Die Sportler akzeptierten nur noch modernen Allwetterbahnen. 2001 war die Sportstätte abgewirtschaftet. Sanierungsvorschläge des VfL 09 verliefen buchstäblich im Sande.

Bis Anfang 2005 die Graf Salentin Schule sich weigerte, die Anlage wegen Unfallgefahr weiter für den Schulsport zu nutzen. Nun wurde die ADD in Trier als Schulaufsichtsbehörde aktiv. Vor Ort wurden viele Pläne ersonnen und wieder verworfen, bis schließlich der damalige Trierer ADD-Präsident Dr. Mertes persönlich entschied: Die Anlage darf nur für den Schulsport teilumgebaut werden. Weil eine Generalsanier- ung wegen Unfinanzierbarkeit ausscheidet. Aber die diktierte technische Lösung wurde nicht nur von Insidern als Katastrophe empfunden, verbaute sie doch die Zukunft der Sportstätte Trotzdem beschloss der VG-Rat unter dem enormen Druck am 08.12.05 die Aufgabe der Kampfbahn Typ C und damit auch der „Zentralsportanlage. Eigentlich Schluss – Punkt – Aus.

Dann gab es eine wohl schicksalshafte Fügung. Als im Herbst 2007 Sportstättenbauer Becker aus dem Taunus anrückte, verhinderte Dauerregen die Bauausführung, die auf das Frühjahr 2008 verschoben wurde.

Dieser Aufschub veranlasste nun Edgar Steffes, Projektleiter bei der Verbandsgemeinde, zur eindringlichen Bitte an mich, meine alten Drähte zur „Sportszene“ wenigstens zu einem Rettungsversuch zu nutzen. Obwohl die Chancen gegen Null tendierten, erbat ich Bedenkzeit. Nahm den Ball aber auf, nachdem ich mit Walter Schmidt einen kompetenten Mitstreiter aus dem Fußballsport und der Kommunalpolitik fand. Trotzdem – zunächst einmal würde es ein Spiel einer gegen fast alle sein.

Am 25.02.08 gründete sich eine Interessensgemeinschaft aus 10 Vereinen unter Federführung des VfL 09 Jünkerath. Die gemeinsame Intervention mit konkretem Alternativvorschlag fand enorme Resonanz. Für mich hatte all das einen hohen Preis: Trotz schon damals angeschlagener Gesundheit übernahm ich von Horst Deeg den ausgerechnet ein Jahr vor dem 100jährigen vakanten Vorsitz im VfL 09. Schließlich konnte ich das Projekt Sportanlage nicht als Privatmann weiterbringen.

Beim Baudezernat der ADD bissen wir auf Granit. Nichts ging. Meine allerletzte Hoffnung ruhte nun auf einem meiner ehemaligen Sport- schützlinge vor fast 50 Jahren. Theo Lamberts aus Glaadt war zum Schulsportreferenten bei der ADD in aufgestiegen. Auf den allerletzten Drücker Anfang März 2008 seine erlösende Nachricht. Grünes Licht für eine Umplanung. Wenn auch mit großen finanziellen Opfern von VfL 09 und ESV Jünkerath.

Dennoch schien im April 2009 das Aus für eine neue Gesamtkonzeption gekommen. Die Kommunalaufsicht untersagte der Verbandsgemeinde, ihre Planungen fortzusetzen, weil es keine Aussicht auf Realisierung gebe. Die Jünkerather Vereine VfL 09 und ESV, unterstützt von den Sportfreunden Gönnersdorf, vergaben auf eigenes Risiko den Auftrag zur Weiterplanung. Das Ingenieurbüro Büro Scheuch aus Prüm räumte Sonderkonditionen ein. Parallel dazu erarbeitete Jünkeraths Ortsbürger- meister Rainer Helfen 2009 eine aufwändige Präsentation für ein sogenanntes „Leuchtturmprojekt“. Diese sollte bald sehr hilfreich sein.

Die nächste hohe Hürde war aus dem Weg, als unser Projekt im Herbst 2009 auf Rang eins der Kreis-Prioritätenliste für eine Landesförderung in 2010 stand. Das war ein durchaus heftiges Tauziehen. Wobei ich gerne in Erinnerung rufe, dass ich mit unserer Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt, die Freundschaft mit ihr und ihrem Mann „Wäldi“ reicht bis in das Jahr 1985 zurück, längst eine einflussreiche Fürsprecherin gefunden hatte.

Beim Land stapelten sich damals rund 100 Anträge auf Förderung von Kunstrasenplätzen, die inzwischen einen großen Durchbruch geschafft hatten. Wir mit dabei, aber ganz weit hinten. Als der VfL 09 am 25. 11.2009 mit einem Dutzend weiterer Vereine aus Rheinland-Pfalz von Innenminister Karl-Peter Bruch mit der Sportplakette des Bundesprä- sidenten ausgezeichnet wurde, bestand Gelegenheit zu persönlichen Kontakten. Die Chancen verbesserten sich bald deutlich.

So manche hier Anwesende erinnern sich an den Ministerbesuch vom 26.01.2010 mit Förderzusage schon für das gleiche Jahr. Auch die Kommunalaufsicht spielte nun mit unter der Voraussetzung, dass die Vereine sich mit 70.000 € beteiligen. Ein Kompromiss, der mit Günter Willems, dem ich ebenfalls schon lange auf der sportlichen Schiene verbunden bin, ausgehandelt hatte. Als dann auch noch das Problem Parkplatz gelöst war, stand der feierlichen Eröffnung am 18.06.11 nichts mehr im Wege. Der Namen „Fair Play Arena war der Vorschlag von Sportlehrer Herbert Ehlen, der sich in vielfältiger Weise für das auch für den Schulstandort Jünkerath überaus wichtige Projekt engagiert hatte.

Bald tauchten neue Wolken auf. Das nach über 30 Jahren verschlissene Sportplatzgebäude stand im krassen Gegensatz zur modernen Sport- stätte. Aus hygienischen Gründen drohte die Sperrung der Duschen. Aber diese letzte Etappe auf dem Weg zum Ziel ist ja schon beleuchtet worden. Auch sie war alles andere als einfach. Und ich musste feststellen: Niemand kann es allen recht machen. Und so manche wer-den den Wert der Fair Play Arena angesichts der demografischen Entwicklung erst später richtig erkennen.

Schließen möchte ich mit dem Dank an alle, die an der Realisierung unseres gemeinsamen Projekts Sportlerheim mitgewirkt haben. An erster Stelle natürlich den Bauträger VG Obere Kyll mit ihrer Bürger-meisterin Diane Schmitz, ohne deren nachhaltige Unterstützung wir unser Ziel nicht erreicht hätten. Mein ganz besonderer Dank geht an Walter Schmidt, der sich trotz berufliche Belastung und eigener gravierender gesundheitlicher Probleme als Vorsitzender des Förder-vereins zur Verfügung stellte und damit den VfL 09 Jünkerath, der für das Gesamtprojekt „Fair Play Arena“ 7 Jahre alle Risiken getragen hatte, von einer rgroßen Last befreite. Und dazu nach meinem gesundheitlich bedingten Ausfall für den restlichen Teil des Projekts und die Vorbereitung des heutigen Tages das Heft in die Hand nahm. Einen Bund mit dem Wettergott hat aber auch er leider nicht.
Vielen Dank für eure Geduld beim Zuhören.

Wer kämpft kann verlieren -
wer nicht kämpft, hat schon verloren.


 

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